13.12.2021
Die Adventszeit ist verbunden mit viel Besinnung – aber auch mit Stress. Wie können Rituale Kindern im Alter von 6 Monaten bis 4 Jahren helfen? Ein Interview mit Sandy Teichert, Leiterin der Feusi Kita und Preschool.
Die
Adventszeit steht vor der Tür. Wie sieht diese in der Kita bei den Kleinsten
aus?
Sandy Teichert: Wir dekorieren die Kita winterlich und
weihnachtlich. Dazu gehören bei uns Sterne, Lichter, echte Weihnachtsbäume im
Eingangsbereich oder im Flur und ein Adventskalender. So schaffen wir eine
angenehme Atmosphäre, auch für die jüngsten Feusianerinnen und Feusianer.
Uns ist
es wichtig, ein wenig Ruhe und Gelassenheit in den oft hektischen
Vorweihnachtstrubel zu bringen. Wir singen und backen mit den Kindern und
bringen ihnen mit allen Sinnen die Adventszeit kindgerecht nahe.
Ein wichtiges Ritual ist hierbei der Adventskalender: Jeden Tag setzen wir uns in das «Kreisli» und hören gemeinsam eine Geschichte. Danach darf jeden Tag ein anderes Kind ein Päckchen ziehen (bis alle einmal dran waren) und sein Geschenk mit nach Hause nehmen. Dieses Jahr zum Beispiel bekommt jedes Kitakind einen Glow-in-the-dark-Stern, der das Kind durch die vorweihnachtliche Zeit und darüber hinaus begleiten kann. Jeden zweiten oder dritten Tag gibt es einen zusätzlichen Brief am Päckchen, in dem sich eine besondere Aktivität verbirgt, die wir an dem Tag gemeinsam als Gruppe erleben wollen.
Welchen
Stellenwert haben Rituale für kleine Kinder?
Sandy Teichert: Rituale
sind ein wichtiger Bestandteil im Leben eines jeden Menschen. Sie bieten Sicherheit
und Orientierung, wie beispielsweise die immer wiederkehrenden Feste und
Feierlichkeiten.
Schon von klein auf verankern sich Rituale: Zum Beispiel gibt es beim Geburtstag immer den gleichen Kuchen. Das Kind freut sich darauf, weil es sein Kuchen ist und es gibt dem Kind Sicherheit, dass genau das eintrifft, was es sich vorstellt und womit es rechnet. Rituale sind gerade bei Kleinkindern sehr wichtig, da sie den Alltag erheblich erleichtern. Rituale wiederholen sich und Kinder lieben Wiederholungen. Rituale sollten nicht einfach weggelassen werden. Passiert dies ohne Ansage oder Erklärung, fehlt den Kindern etwas und es kann sein, dass sie etwas verloren wirken.
Kindern hilft es, wenn etwas regelmässig passiert, dies gibt ihnen einen Rahmen vor, in dem sie sich bewegen können. Für die meisten Kinder ist es zum Beispiel von Bedeutung, auf welche Art und Weise sie von Mama oder Papa in der Kita abgeben werden: Die einen wollen noch einmal umarmt werden, die anderen möchten direkt der Betreuerin in die Arme gegeben werden und wieder andere wollen aus dem Fenster winken. Jede Familie hat Rituale, die zu ihr passen und wendet diese an. Wir als Kita und Preschool gehen auf diese ein, um den Kindern den Abschied von den Eltern möglichst leicht zu machen. Denn ein guter Start in den langen und aufregenden Kita- und Preschooltag ist wichtig.
Was
bedeutet das für die Entwicklung von Kleinkindern?
Sandy Teichert: Wenn sich das Kind auf wiederkehrende Abläufe verlassen
kann, fühlt es sich geborgen und sicher. Dies ist förderlich für eine gesunde
Entwicklung, weil sich das Kind dann sorgloser dem Entdecken seiner Welt widmen
kann und nicht ständig Angst vor unberechenbaren Vorfällen haben muss. Es ist
offener für Lernsituationen.
Ebenfalls können Rituale durch die vielen Wiederholungen bei der kindlichen Sprachentwicklung helfen. Werden Rituale bei sozialen Konflikten angewandt, wie zum Beispiel ein Lied, wenn man wütend ist, oder eine Handpuppe, die bei der Kommunikation hilft, unterstützt dies die Entwicklung des Sozialverhaltens und auch die emotionale Entwicklung, indem die Kinder Strategien zur Bewältigung von Krisen erlernen.
Wie
wird auf Kinder aus Kulturen, in denen Weihnachten nicht gefeiert wird,
Rücksicht genommen?
Sandy Teichert: Kinder, die zu Hause kein Weihnachten feiern, dürfen dies
in abgeschwächter Variante bei uns kennenlernen. Unsere Rituale und Aktivitäten
sind frei von religiösen Aspekten und wir vertiefen das Weihnachtsfest an sich
nicht. Es kommt kein Samichlaus, Christkind oder Weihnachtsmann in Kita und in
die Preschool. Die meisten Kleinkinder haben sehr
grossen Respekt vor diesen Figuren und fangen meist an zu weinen.
Wir zeigen den Kindern anhand von Liedern, Geschichten, unserem Adventskalender und gebackenen Grittibänzen, was Weihnachtszeit hierzulande im kulturellen Sinne bedeutet.
Vielen Dank für das Gespräch mit Sandy Teichert, Leiterin der Feusi Kita und Preschool
Autorinnen: Sandy Teichert, Leiterin der Feusi Kita und Preschool und Michèle Zwahlen
Alles viel besser machen - das nächste Mal, ganz bestimmt.
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