06.06.2023
Kinder durch den Alltag zu
begleiten kann eine Herausforderung sein. Kinder konsequent durch den Alltag zu
begleiten ist eine wichtige, aber harte Arbeit.
In den Medien liest man in letzter Zeit immer wieder, dass schon Kleinkinder sehr fordernd und teils aggressiv sind.
Das Verhalten der Kinder hat sich verändert. Vor wenigen Jahren konnten wir noch davon ausgehen, dass sich bei der Aufforderung: «Setzt euch bitte in den Kreis! » 11 von 12 Kindern hinsetzten. Heute ist das nicht mehr so.
Etliche versuchen ihren eigenen Kopf durchzusetzen, gehen spielen, springen von den Möbeln oder wandern herum. Es ist teilweise schwierig, die kleine Kinderschar zu managen.
Auffallend ist, dass Kinder heute oft sehr viele Freiheiten von ihren Eltern bekommen. Sie wollen keine Jacke anziehen, wenn es draussen schneit? Gut, dann müssen sie keine Jacke anziehen. Sie wollen beim Abholen aus der Kita nicht mit ihren Eltern mit und weinen lautstark? Also bekommen sie zur Ablenkung das Handy mit einem Filmchen in die Hand. Sie wollen unbedingt einen Schokoriegel beim Einkaufen? Gut, dann bekommen sie einen.
Wann haben Sie das letzte Mal ein Kind an der Kasse beim Einkaufen weinen oder sogar schreien gehört, weil es etwas nicht bekommt? Ich schon sehr lange nicht mehr. Die heutige Zeit lässt offenbar nicht mehr viel Spielraum für konsequentes Handeln in den Familien. Die Eltern arbeiten oftmals beide, sind immer erreichbar und wollen, wie auch frühere Generationen, alles gut und richtig machen.
Zum Glück gilt in vielen Ländern* seit einigen Jahren ein Verbot der körperlichen Strafe und haben Kinder ein Recht auf gewaltfreie Erziehung.
Wenn früher ein Kind nicht so wollte wie die Erwachsenen, wurde es mit einer Ohrfeige oder mit Schlägen dazu gebracht sich zu fügen. Solche Methoden sind erniedrigend * und sind als Erziehungsmethode völlig ungeeignet.
Aber ist es sinnvoll, einem Kind alle Wünsche zu erfüllen? Und oft auch noch sofort? Ist es wegen der mangelnden Energie der Eltern oder der Hartnäckigkeit des Kindes, dass allzu oft jeder Wunsch erfüllt wird? Sind es die vielen Anforderungen des Alltags oder die fehlende Zeit, sich mit dem Kind auseinanderzusetzen und Diskussionen zu führen? Sind Kinder glücklicher, wenn sie alles bekommen und es genau nach ihrem Willen geht?
Eltern und Bezugspersonen sollten zu Kindern konsequent sein, das heisst auch ein Mal "Nein" sagen. Das erfordert zwar harte Arbeit von Seiten der Eltern, erleichtert jedoch den Kindern den Alltag. Es setzt ihnen Leitplanken, an denen sie sich entlang hangeln und wachsen können.
In Situationen, die für ein Kind gefährlich
sind, handeln wir alle automatisch konsequent und lassen keinen Spielraum zu.
Im Strassenverkehr zum Beispiel oder wenn das Kind einen Gegenstand in eine
Steckdose stecken möchte. Es geht also!
Konsequentes Handeln ist geradliniges statt willkürliches Verhalten. Ein solches Verhalten ist sachlich, logisch und nachvollziehbar.
Bleiben wir beim Beispiel mit dem Schokoriegel an der Kasse:
Das Kind möchte den Schokoriegel und ihm wird gesagt: "Nein, heute bekommst du keinen Schokoriegel. Wir gehen gleich nach Hause, dort kannst du gern etwas essen."
Sicher ist es nicht das, was das Kind hören möchte, aber es kann das «Nein» nachvollziehen. Vielleicht kann man in dem Moment auch sagen:» Ich selbst habe auch gerade grossen Appetit auf etwas Süsses, aber wir wollen ja gleich Abendessen und dann haben wir keinen Hunger mehr.» Authentisch sein ist ebenfalls ein wichtiger Punkt bei der Begleitung von Kindern. So dürfen sie lernen, dass auch wir Erwachsene Bedürfnisse haben und wir oftmals auch nicht das machen können, was wir gerade wollen. Natürlich ist das nicht einfach, vielleicht fängt das Kind an zu weinen oder zu schreien und drückt damit seinen Willen aus, jetzt genau diesen Schokoriegel bekommen zu. Das Kind empfindet seinen Wunsch in dem Moment als das Wichtigste, was es gibt. Daher ist es umso wichtiger, ruhig und sachlich mit ihm zu reden und es in einer solchen Situation aufmerksam zu begleiten. Merkt das Kind, dass es nicht allein ist, wird es sich in wiederkehrenden Situationen immer schneller beruhigen und entspannen können. Es wird gegenseitig Respekt und Achtung aufgebaut. Das Kind merkt, dass es begleitet wird und weiss, dass es seinen Unwillen kundtun darf. Es lernt aber auch, dass es nicht in jeder Situation machen kann, was und wie es gerade möchte.
Je früher ein Kind lernt, dass Eltern und Bezugspersonen das, was sie sagen, auch so meinen, umso einfacher wird es für das Kind, sich im Alltag zurecht zu finden. Zudem wirkt sich konsequentes Handeln positiv auf das Team "Familie" aus.
Konsequente Erziehung ist keine Bestrafung, sondern eine Lebenshilfe: Es werden Leitplanken aufgezeigt, die dem Kind Sicherheit gegeben und ihm zeigen was erlaubt ist und was nicht.
Allfällige Konsequenzen müssen dem Alter angepasst werden. Einem Kleinkind zum Beispiel wird erklärt: « Wenn du jetzt noch einmal das Wasser ausschüttest, stellen wir das Wasserglas weg.» So hat das Kind noch eine Chance und merkt, beim zweiten oder dritten Mal, dass das Wasserglas wirklich weggenommen wird. Ein 3- oder 4-jähriges Kind weiss genau, dass ein Wasserglas nicht ausgeschüttet werden darf, doch es möchte manchmal testen, was passiert, wenn es das trotzdem tut. Zum Beispiel kann es dann dazu aufgefordert werden, mit dem Lappen das Wasser selbst aufzuputzen, denn es ist ja bereits fähig, die Konsequenz seines Handelns nachzuvollziehen.
Ein Kind merkt sehr schnell, ob wir Erwachsenen das, was wir
sagen, auch wirklich so meinen oder nicht. Es erkennt dies in wenigen Sekunden,
sei es an unserer Körperhaltung oder an der Stimme und kann gut einschätzen, ob
es noch Spielraum hat. Je authentischer wir uns verhalten, umso einfacher wird
es für Kinder, unsere ausgesprochenen Konsequenzen einzuordnen.
Eine angekündigte Konsequenz muss unbedingt eingehalten werden und soll deshalb immer umsetzbar sein.
Sitzen wir also zum Beispiel im Zug und dem Kind wird angedroht: "Wenn du jetzt nicht aufhörst, steigst du aus!", dann ist das keine umsetzbare Konsequenz. Oder würden Sie Ihr Kind tatsächlich alleine aussteigen lassen?
Kinder, die zu uns in die Kita oder Preschool kommen, müssen sich mit bis zu 13 anderen Kindern und 3 Betreuungspersonen auseinandersetzen. Das ist für alle Kinder eine Herausforderung. Denn zum Spielen, Basteln und Singen kommen eben auch das Sich-Auseinandersetzen mit dem sozialen Umfeld und das Einhalten der Kita- bzw. Preschool-Regeln dazu. Es hilft den Kindern sehr, wenn sie bereits wissen, dass angekündigte Konsequenzen auch wirklich umgesetzt werden. So müssen sie nicht mehr so viel Energie ins ausgiebige Austesten investieren und können sich auf das für sie so wichtige Spielen konzentrieren.
Konsequentes Handeln ist für Eltern, aber auch für Betreuungs- und Bezugspersonen nicht immer einfach. Es ist allerdings äusserst wichtig, die nötige Kraft dafür schon bei Kleinkindern aufzuwenden. Man muss sich immer vorher überlegen, welche Konsequenzen beim jeweiligen Verhalten angemessen sind und diese dann auch durchsetzen. Das Kind wird, wenn es traurig ist, weint oder auch schreit, von uns begleitet und es wird ihm ruhig und sachlich erklärt, warum es jetzt so wichtig ist, dass das gezeigte Verhalten ein Ende hat. Erfährt ein Kind zum wiederholten Male, dass seine Eltern respektive seine. Betreuungspersonen zwar etwas sagen, sich aber sowieso nicht daran halten, wird es die nächste ausgesprochene Konsequenz ignorieren.
Und falls tatsächlich einmal die sogenannte Ausnahme von der Regel eintritt und wir doch einmal nachgeben, dann erklären wir dem Kind ausführlich warum.
Um das Ziel eines möglichst harmonischen
Miteinanders in der Familie zu erreichen, braucht es seit Generationen geduldige
Arbeit und wird mit all den heutigen Ansprüchen nicht einfacher. Zum Wohle der
Kinder soll daher auch in der Erziehung an ihre Zukunft gedacht werden. Kindern
Wünsche zu erfüllen ist etwas vom Schönsten: Dann gibt es strahlende Kinderaugen
und ein glückliches Lächeln zaubert einem Wärme ins Herz. Kinder sollen
allerdings auch lernen, dass Wünsche auch warten können oder manchmal gar nicht
erfüllt werden, und dass ein Verhalten, das dem Umfeld ein wenig angepasst ist,
das Leben in der Gemeinschaft einfacher macht.
Autorin: Sandy Teichert , Leiterin Kita Preschool
Alles viel besser machen - das nächste Mal, ganz bestimmt.
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